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Vastorfer SK: Häme, Mitleid oder Respekt - was verdient der Klub?

Man kann zu dem Vastorfer SK stehen wie man will, aber er ist seit vielen Jahrzehnten ein fester Bestandteil unserer Fußballlandschaft. Derzeit liegt der VSK auf der Fußball-Intensivstation, sportlich und personell sieht es richtig schlecht aus beim Bezirksligisten. Die Partie am vergangenen Spieltag beim TuS Reppenstedt sollte verlegt werden, weil nur 8 Mann zur Verfügung standen – die Verlegung wurde vom Verband abgelehnt, weil zu kurzfristig. Der Klub mobilisierte alle Kräfte, trat an, verlor mit 1:6 und konnte dem Gastgeber keine große Gegenwehr bieten. Einfach ein schlechter Tag für den VSK oder zeigt die Kurve steil nach unten und man muss befürchten, dass der Verein diese Saison nicht beenden wird?

Wenn man sich derzeit auf den Plätzen umhört, den Kommentaren über den Vastorfer SK zuhört, dann hört man viel Häme heraus – manchmal auch ein wenig Mitleid. Aber was verdient der Vastorfer SK eigentlich? Ja, der VSK hat keine Jugend, ja, dort fließen finanzielle Mittel, ja, nicht immer spielen dort nur einfache Typen – und ja, sicherlich wurden dort in den vergangenen Jahren einige Fehler gemacht, so dass das Image nicht nur positiv gesehen wird. Doch ist der VSK wirklich der einzige Verein, der einen Weg gegangen ist oder geht, der sehr gefährlich ist? Man muss nur zum Lüneburger SK schauen, auch der TSV Bardowick, TuS Neetze, VfL Lüneburg, Eintracht Lüneburg, TuS Reppenstedt und der Dahlenburger SK erleben/erlebten aus verschiedenen Gründen schwierige Zeiten.

Als ich mir gestern das Spiel anschaute, da hatte ich Mitleid mit den Spielern, die auf dem Platz standen, denn sie waren die ärmsten Schweine. Und ja, da standen auch einige auf dem Platz, von denen hätte ich diesen Charakterzug nicht erwartet – dafür zolle ich diesen Spielern meinen Respekt! Und wenn ich bei aller berechtigten Kritik an dem Klub, an Menschen wie Werner Ortmann, Christoph Ortmann, Uli Neumann, Werner Reiche usw. denke, dann empfinde ich auch Mitleid, denn diese Menschen tragen den VSK im Herzen – auch wenn sie sicherlich nicht fehlerfrei sind/waren, aber wer ist das schon?

Wohin führt der Weg des Vastorfer SK? Ich hoffe, er überlebt diese Saison, was sicherlich eine ganz große Herausforderung wird. Und hoffentlich gibt es einen Weg, sich anders/neu aufzustellen.

Häme, Mitleid oder Respekt – was verdient der VSK? Vielleicht von allem etwas. Meiner Meinung nach sollte der VSK aber als warnendes Beispiel dafür dienen, dass man, um im Bezirk oder noch höher spielen zu können, aufpassen muss, welchen Preis man dafür am Ende vielleicht zahlen muss.


Kommentar von Hardy Schlosser (Geschäftsführer Vastorfer SK)

Seit 2008 bin ich nun Mitglied und in verschiedenen Positionen beim VSK tätig – wohlgemerkt ehrenamtlich. Ich habe in den zurückliegenden Jahren sehr viel mit dem Verein erlebt und durchlebt. Sei es der damalige Abstieg aus der Bezirksliga in die Kreisliga, den darauf folgenden Neuaufbau der Mannschaft mit vielen jungen Talenten und den Wiederaufstieg mit einer ganz tollen Mannschaft und wirklich guten Jungs in die Bezirksliga. Wir wurden 2015 souveräner Meister der Kreisliga und Pokalsieger, was es vor uns nahezu kaum gegeben hat. Wir spielten mit der gleichen Truppe gute Saisons in der Bezirksliga. Als ich mich dann nach 10 Jahren Trainertätigkeit aus familiären Gründen etwas zurückgezogen habe, haben wir uns bewusst für Nachfolger entschieden, von denen wir überzeugt gewesen sind, dass sie zum VSK passen und dass sie den Verein in der Bezirksliga etablieren würden.

 

Das dem dann nicht so war hatte verschiedene Gründe, die den Verantwortlichen im Verein bekannt und bewusst gewesen sind. Nach dem erneuten Abstieg in die Kreisliga blieben viele der Jungs dem Verein treu, weil sie ihm was „schuldig“ waren. Man muss dazu erwähnen, dass wir insbesondere in der Saison 2014/15 eine Mannschaft beisammen hatten, die vor allem über die Freundschaft und den Teamgeist einen Spirit entwickelt hat, der seines Gleichen sucht. Noch heute haben wir eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe und treffen uns regelmäßig außerhalb des Fußballs bzw. haben viele von ihnen ihre fußballerische Heimat bei der LSV gefunden. Diese unglaubliche Kameradschaft war der Hauptgrund, weshalb wir so erfolgreich gewesen sind und nicht, wie in erster Linie von Dir immer wieder unterstellt wird, dass „Kohle“ dafür gesorgt hat. Denn diese Jungs, die dann nach drei Jahren Bezirksliga wieder abgestiegen sind, blieben in der Kreisliga dem Verein treu und schafften mit neuem Trainer den sofortigen Wiederaufstieg. Zitat aus Deinem Artikel: „… ja, nicht immer spielen dort nur einfache Typen …“. Unglaublich eigentlich, so eine Aussage zu tätigen, ohne auch nur einen der Jungs zu kennen, die in den letzten 10 Jahren für den VSK gespielt haben.

 

Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie stolz die Jungs nach dem erneuten Wiederaufstieg gewesen sind. Jungs wie Robert Fribus, Admin Pepic, Marfin Yaku, Artur Merkosyan, Thomas Switala und und und haben dem Verein über Jahre die Treue gehalten, weil sie das Umfeld rund um Werner Ortmann, Ulli Neumann und Sascha Jurgaitis geschätzt haben. Und sicherlich nicht, weil sie sich dumm und dusselig „verdient“ haben. Ich selbst habe die B-Lizenz in dieser Zeit auf eigene Kosten ohne irgendwelche Zuschüsse vom Verein absolviert. Weil ich für mich und für den Verein noch mehr fachliche Kompetenz wollte und nicht, weil ich mehr „Kohle“ dadurch erwartet habe. Und genau deshalb macht Dein Artikel nicht nur mich, sondern auch viele andere, die dem Verein verbunden waren und/ oder noch verbunden sind, so fassungslos.

 

Wie kann man uns als VSK mit etwa 150 Mitgliedern mit Vereinen wie dem LSK, Bardowick, Neetze, Eintracht Lüneburg oder dem VfL Lüneburg vergleichen? Und vor allem, was ist daran so verwerflich, dass sich diese Vereine (LSK mal ausgenommen) ehemaliger höherklassiger Spieler bedienen, um Erfolg für den Verein zu erzielen? Das ist aber eine andere Diskussion, die ich hier gar nicht eröffnen möchte. 

 

Mir geht es um meinen Verein, den VSK! Und dass Du den Verantwortlichen einfach mal pauschal Fehler unterstellst. Welche Fehler hat der Verein denn gemacht, die das Image des Vereins geschadet haben? Kannst Du diese denn auflisten? Kritik ist immer angebracht, aber bitte konstruktiv und treffend. Das fehlt mir an Deinem Artikel. Pauschale Unterstellungen sind sehr populistisch und nicht zielführend. 

 

Heutzutage ist man als Verein neben einer guten Jugendabteilung auch immer davon abhängig, dass Spieler wiederum Freunde haben, die zusammen kicken wollen. Wenn dann einer wieder aus irgendwelchen Gründen irgendwo anders hin wechselt, ist das meist ein Rattenschwanz, den kein Amateurverein der Welt verhindern kann. Frag doch mal bei der Eintracht nach, wenn es um Abgänge dieser Art geht oder bei Neetze oder Bardowick, bei Zugängen aufgrund auch freundschaftlicher Verbundenheit. Wir beim VSK sind sehr wohl in der Jugendarbeit tätig, wenn auch nicht immer mit eigenen Teams, aber sehr wohl in Spielgemeinschaften. Ja, Vastorf ist nun mal ein kleines Dorf und die Konkurrenz in der Samtgemeinde Ostheide ist groß. Deshalb versuchen wir auch, junge Talente nach Vastorf zu lotsen, die es beispielsweise in der Landesliga noch nicht so packen oder Spieler die sich in ihren Mannschaften nicht so entwickeln können, weil ihnen die Spielpraxis fehlt. Hier hat vor allem unser Fußballobmann Sascha Jurgaitis ein tolles Netzwerk und immer wieder tolle Ideen und sehr talentierte Spieler zum VSK gebracht, Beispiel Paul Knacke, der nach einer Saison bei uns, beim MTV wieder gut Fuß gefasst hat und mittlerweile beim LSK aus der Startelf nicht mehr wegzudenken ist. 

 

Warum sind wir als Verein ein warnendes Beispiel für alle Vereine? Weil der Trainer, der bis zum Saisonanfang gute Arbeit gemacht hat, uns von nun auf jetzt verlassen hat und wir auf einmal nach zwei Spielen ohne Trainer dastanden? Kannst Du Dir eigentlich vorstellen, wie schwer es ist, einen kompetenten und für den Verein geeigneten Trainer in dieser Phase der Saison zu finden? Dann kommt noch ein Verein wie Teutonia Uelzen und nimmt Spieler von uns als „Vertragsamateure“ ohne irgendeine finanzielle oder anderweitige Entschädigung in dieser Phase aus dem Kader der Mannschaft unter Vertrag, um die Sperre der Wechselfrist zu umgehen. Ich würde das als Fehler im System des NFV/ DFB nennen, dass es solche Möglichkeiten überhaupt gibt. Ein adäquater Spielerersatz für den abgebenden Verein wäre hier eine Möglichkeit, weil selbst eine finanzielle  Entschädigung der Mannschaft an sich gar nicht weiterhilft. Die Spieler fehlen einfach!

 

Dass zu Zeiten von ehemaligen LSK-Spielern, wie Mackensen, Sieben und Co. die Geldbörse weiter geöffnet war, ist doch gar nicht abzustreiten. Aber das jetzt bis in die heutige Zeit zu projizieren und Jahr für Jahr aufs Erneute zu wiederholen, ist wirklich abstrus und zollt von wenig Respekt vor Menschen wie Werner und Christoph Ortmann, Ulli Neumann oder aber auch Sascha Jurgaitis, die neben ihrem „normalen“ Leben sehr viel Zeit für den VSK investieren. Diese und noch viele andere Leute und auch ich, lieben und leben den VSK – in guten wie in schlechten Zeiten. Im Sport geht es bergauf und bergab, genauso wie im Leben. Deinerseits aber eine solche Beurteilung über den VSK zu treffen, obwohl Du so weit weg vom VSK bist wie die Erde vom Mond, ist absolut nicht nachvollziehbar.

 

Mit sportlichem Gruß,

 

Hardy Schlosser

(Vastorfer S.K. v. 1932)