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Bildunterschrift: Marco Schulze (links) gab im Sommer 2024 mit vielen Helfern alles, damit der Hamburger SV sich beim TuS Neetze wohl fühlen konnte.


Marco,wie sehr trifft dich als Urgestein die sportliche Lage des TuS Neetze?

Natürlich steht man in der Tabelle lieber oben als unten, aber ich bin zu lange dabei, als dass mich die aktuelle Lage nicht mehr schlafen lässt.

 

Hattest du mit diesem „Absturz“ gerechnet?

Leider war das ein Stück weit zu befürchten, da wir doch einen großen Qualitätsverlust im Sommer hatten.

 

Ist die Landesliga einfach eine Nummer zu groß geworden für einen Verein wie dem TuS Neetze?

Nein. Neetze hat in den letzten 50 Jahren 40 Jahre in der Landesliga gespielt. 2015 erfolgte der Absturz bis in die Kreisliga. 2022 stiegen wir dann wieder in die Landesliga auf. Sollte nun erneut ein Abstieg erfolgen, geht die Welt in Neetze nicht unter.

 

Wie geht es deiner Meinung nach dieser Saison sportlich weiter?

Hoffentlich fußballerisch. Intern wird natürlich zweigleisig geplant. Ziel ist eine weitere Verjüngung des Kaders und weniger Fokus auf den kurzfristigen Erfolg.

 

Du hast dich etwas rar gemacht beim TuS – oder täuscht das nur?

Das stimmt leider. Ich musste mich im Sommer aus Zeitgründen leider etwas zurückziehen. Nach 12 Jahren TuS-Management, mit allen Höhen und Tiefen, möchte ich mich nun mehr der Politik widmen.

 

Spielst du wenigstens hin und wieder noch?

Ganz selten helfe ich in der Altliga aus. Das erinnert mich neben dem ersten dezenten Haarausfall dann immer daran, wie alt ich schon bin.

 

Was hat dich bewegt, den sportlichen Platz mit der Politik zu tauschen?

Ich habe mich 12 Jahre um die Geschicke der Ersten Herren gekümmert. Unzählige Gespräche mit Trainern, Spielern, Sponsoren und Fans geführt. Aufstiege gefeiert und Abstiege durchlebt. Es war insgesamt eine schöne, aber auch eine - vor allem zeitlich - herausfordernde Zeit. Da ich mir zuletzt öfter wie in einer Wiederholungsschleife vorkam, habe ich meine Prioritäten jetzt neu justiert. Die Entwicklung hin zur Politik hat bereits mit meiner Wahl in den Kreistag vor drei Jahren angefangen. Beides ist auf Dauer nicht mit Beruf und Familie vereinbar.

 

Du hattest beim TuS Neetze immer klare Ziele – wie sehen die politisch bei dir aus?

Auch da habe ich klare Ziele. Ich ärgere mich, dass ganz vieles in diesem Land nicht mehr richtig funktioniert. Vor allem die wirtschaftliche Entwicklung und der gesellschaftliche Zusammenhalt machen mir große Sorgen! Ich denke, dass ich in Sachen Wirtschaft als Wirtschaftsingenieur mit entsprechender Berufserfahrung und in Sachen gesellschaftlicher Zusammenhalt als Vereinsmensch hier etwas Expertise in Berlin einbringen kann.

 

Wo wird härter gegrätscht – auf dem Platz oder in der Politik?

Gute Frage. Nach meinen bisherigen Erfahrungen im Wahlkampf würde ich sagen in der Politik. Was da die letzten Tage aus einer bestimmten Richtung auf mich eingegrätscht wurde, das ist schon hart. Aber ich kann ganz gut damit umgehen, da ich überzeugt bin, dass eine weniger laute Mehrheit möchte, dass sich in diesem Land an der ein oder anderen Stelle etwas ändert.

 

Was umtreibt die Menschen in unserem Land derzeit am meisten?

Ganz klar die Wirtschaftsschwäche mit zunehmender Arbeitslosigkeit und natürlich auch die Innere Sicherheit und das gesellschaftliche Zusammenleben insgesamt.

 

Wirst du in naher Zukunft wieder Zeit für den TuS Neetze finden?

Das hängt ein wenig vom Wahlausgang ab...

 

Was ist deiner Meinung nach gefordert, damit unsere Vereine langfristig überleben?

Es braucht Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren! Als Kassierer, als Platzwart, als Schriftführer, als Vorsitzender, als Förderer, als Fahrer oder als Obmann. Ganz egal. Auch die Unterstützung der Lokalpolitik ist wichtig. Und es braucht Zusammenhalt im Verein. Das ist das 

Wichtigste.

 

Letzte Frage: Was sind deine drei schönsten Erlebnisse beim TuS Neetze?

Es gibt so viele! Ich bin jetzt seit 41 Jahren Mitglied, da mein Vater mich bereits kurz nach der Geburt angemeldet hat. Ich erinnere mich gerne an meine Zeiten als Spieler zurück mit prägenden Persönlichkeiten wie Heinz Schumacher oder Heinz Frey. Und ich erinnere mich gerne an meine Vorstandsarbeit zurück. Als Manager gehörten die jüngsten Landesliga-Aufstiege 2014 und 2022 sicherlich zu den Highlights. Und natürlich war das Spiel gegen den HSV und die Gespräche mit Steffen Baumgart und Stefan Kuntz im vergangenen Sommer ein Erlebnis. 

Das Schönste ist aber immer die Zusammenarbeit mit meinen vielen Mitstreitern gewesen: Mit meinem Vater, mit Tim Vogel, mit Hartmut Vogt, mit Daniel Herda, mit Flo Steinbock, mit Daniel Lüdemann, mit Michael Franke, mit Maik Peyko, mit Jens Holdberg, mit Peter Haff, mit Nils Müller, mit Gerrit Malta, mit Christian Schwiebert, mit unseren Trainern und Betreuern. Und vielen anderen mehr. Ohne euch würde es diesen Verein nicht geben!