Anzeige
Abstieg! Bald trennt sich die Spreu vom Weizen
Was war das für eine Aufstiegsfeier! Es wurde gelacht, gesungen, umarmt, getrunken – ja, so sehen echte Helden aus – echte Kerle, ein echtes Team, Kameradschaft pur! Leider läuft es in der nächsten Serie nicht wie gewünscht, Katerstimmung ist angesagt, es riecht streng nach Abstieg. Der Gesang ist verklungen, im April sind Kopfschmerzen angesagt. Leider hat auch die Disziplin gelitten: 8 Mann beim Training, sonntags sind auf Krampf 13 Mann am Start – aus den einstigen Löwen sind Papiertiger geworden. Nun sind Eigenschaften gefragt, die für einige Spieler Fremdwörter sind: Charakter, Selbstkritik, Eigenverantwortung oder Flagge für den Verein zu zeigen. Klar, viele Spieler sagen sofort für die kommende Serie zu, weil sie es ja waren, die den Karren in den Dreck gefahren haben. Aber es gibt eben auch die Typen, die weiterziehen, denn sie sind zu Höherem bestimmt – und an ihnen lag es nun wirklich nicht, dass man die Liga nicht halten konnte... Wie oft höre ich folgenden Satz: „Bei Abstieg bin ich weg, außerdem möchte ich mal höher spielen!“ Wenn ich so etwas von einem 18-Jährigen höre, der selbst in der 2. Kreisklasse nichts gerissen hat, dann muss ich mir oft auf die Zunge beißen. Manche Menschen scheinen grenzenloses Selbstbewusstsein zu besitzen – und leider Probleme mit der Selbsteinschätzung!
Mein Heimatverein wird wohl aus der Kreisliga absteigen – kann passieren, aber ich bin gespannt, wer aus dem Kader Flagge zeigen wird – und wer nicht versteht, dass man in schwierigen Zeiten Verantwortung übernehmen muss. Mir tun oft die Menschen leid, die einen Verein lieben, auf und neben dem Platz seit Jahrzehnten alles geben – tja, leider scheinen das Auslaufmodelle zu sein...
Zu meiner aktiven Zeit lief es auch nicht immer rund. Wir stiegen sang- und klanglos aus der Bezirksklasse ab, saßen 3 Spieltage vor Saisonende mit hängenden Köpfen in der Kabine. Der Trainer kam rein, schaute uns mit leerem Blick an und stellte die Frage aller Fragen: „Männer, wie sieht es in der kommende Serie aus, wer bleibt, wer geht?“ 30 Sekunden Stille, dann stand unser Kapitän auf, sagte das, was alle dachten: „Was ist das für eine Frage? Wir sind zusammen aufgestiegen, also halten wir auch jetzt zusammen!“ Keiner musste noch etwas sagen, alles war gesagt. Okay, ein Spieler meinte, er müsste die heilige Stimmung sprengen: „Ich gehe zu xxx, dort sind viele meiner Freunde.“ Okay, auch er ist mit uns auf der Straße groß geworden, hat die Jugend durchlaufen, hat auch nur Mist gespielt – einfach hatte er es anschließend nicht bei uns, aber das ist eine andere Geschichte...