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Bei uns gibt es kein Geld!

Schon verrückt, wenn selbst alte Weggefährten einem nicht mehr glauben! Da sitze ich neben einem Kreisligatrainer, mit dem ich noch zusammen kicken durfte. Wie immer ist auch Fußball das Thema. Dieses Mal ging es um die Frage, wie sinnvoll es ist, dass selbst im Kreisfußball Spieler Geld bekommen. 

Er: „Bei uns bekommen die Spieler eine Aufwandsentschädigung, nicht direkt vom Verein, sondern von Sponsoren.“ Kleine Erklärung: Offiziell handelt es sich oft um Kilometergeld, okay, 10 Euro pro Kilometer sind auch nicht schlecht (Ironie). 

Ich: „Du, bei meinem Heimatverein gibt es nicht einen Cent.“ 

Er: „Ist klar, erzähl mir doch nicht so etwas!“ 

Ich: „Nein, bei uns bekommt niemand etwas, warum glaubst du mir nicht?“ Er: „Weil sie das alle sagen!“ 

Ich: „Nochmals, bei uns bekommt niemand etwas!“ 

Er: (Seitenblick, Schluck Bier, Stirnrunzeln) „Schön wäre es ja.“

Wie kaputt ist unser Fußball eigentlich, dass niemand glaubt, es gibt wirklich noch Vereine, die nicht mit Geld winken – und vor allem: warum wird in Gottes Namen für mittelmäßige Kreisliga-Fußballer 150 Euro oder mehr im Monat bezahlt – und für was? Könnte dieses Geld nicht lieber in die Jugend des Vereins fließen? Und wen interessiert es wirklich, wenn der TuS Erbstorf irgendwann in der Bezirksliga gegen den SV Eddelstorf spielt (nur ein Beispiel, bitte keine Wertigkeit sehen)? Freuen sich nicht alle viel mehr auf das Derby TuS Erbstorf gegen die SV Scharnebeck? 

Ja, da lobe ich mir meine eigene aktive Zeit, da ging es noch ehrlich zu. Mein Kumpel und ich spielten damals bei einem Lüneburger Verein, da gab es eine Punktprämie. Am Ende des Monats bekamen wir einen Umschlag, von der Hälfte bezahlte ich mein Wäschegeld, der Rest wurde direkt am Tresen für Limo eingelöst. Okay, bei dem einen oder anderen war der Umschlag etwas dicker … Wie sagte ein ehemaliger Mitspieler Jahre später: „Wusstest du gar nicht, dass einige Extrageld bekamen?“ Ein Schlag ins Gesicht, aber nun war auch die Frage geklärt, warum einige Typen immer gespielt haben, auch wenn sie grottenschlecht waren, und nie ihren Umschlag auf den Tresen gelegt hatten. Und das Ende vom Lied? Irgendwann gab es bei dem Klub kein Geld mehr, dieses fließt jetzt wohl in den Jugendbereich, der Verein spielt im Kreis und alle sind glücklich – hoffentlich gibt es da jetzt nicht irgendein anonymes Kilometergeld…