Anzeige


Technik ist schön, aber grätschen ist besser!

Das Bild auf der Startseite und hier ist extra etwas unscharf, nicht, dass sich jemand persönlich angegriffen fühlt :)
Das Bild auf der Startseite und hier ist extra etwas unscharf, nicht, dass sich jemand persönlich angegriffen fühlt :)

„Wir wollen Euch kämpfen sehen!“ – einer der Lieblingsslogan in den Stadien, aber wollen wir wirklich nur Kampf sehen? Schon in der 4. Kreisklasse gibt es Parolen, die Spaß am Fußball vermitteln: „Jungs, wir müssen über den Kampf ins Match kommen, erst grätschen, dann spielen!“ oder „Der Platz muss brennen, wir müssen Gras fressen!“. Rennen, kämpfen, grätschen, gefühlte 120 Kilometer im Spiel laufen (davon 80 Prozent unnötig), den Ball in die Wicken dreschen, 10 unnötige Ecken verursachen und 30 Fehlpässe spielen, zwischendurch auch mal den Ball richtig treffen – ja, so macht Fußball Spaß! Kaum steht ein technisch versierter Spieler auf dem Platz, da hört man spätesten nach dem zweiten schönen Pass: „Ran an die 10, der sieht ab sofort keine Schnitte mehr, der muss unseren Atem spüren!“ 

Und weil es so schön ist, fängt das schon in der Jugend an. Wie sagte mein Trainer 1980 zu mir (ich war 12 Jahre alt und liebte Spielertypen wie Maradona oder Socrates): „Technik ist schön, aber grätschen ist besser!“ – einfach herrlich! Dabei fangen die Kinder mit Fußball an, weil sie Spaß am und mit dem Ball haben wollen. Doch wie viele Trainer achten in der Jugend wirklich darauf, dass ihre Schützlinge den Ball sauber annehmen, einen richtigen Einwurf machen, mit der Seite spielen, mit beiden Füßen schießen können, mal einen Pass über 20 Meter zum Mitspieler schaffen und sogar einen Doppelpass spielen? Sind Siege, Medaillen, Pokale, Kreismeistertitel und Staffelsiege nicht viel wichtiger (zumindest für Trainer und Eltern)?

Natürlich ist die Basisarbeit anstrengend, immer wieder auf die Kleinigkeiten hinzuweisen zermürbt, ständig üben zu lassen nervt einen selbst – aber es lohnt sich! Denn die Spiele werden später nicht durch große Taten sondern durch Kleinigkeiten entschieden. Und wollen wir nicht alle in Wirklichkeit schöne Tore, herrliche Freistöße, Kombinationen, Tricks, vernünftige Eckbälle, Kopfbälle und Soli sehen?  Doch spätestens dann, wenn man als Herrentrainer sagt: „Jungs, nehmt mal den Ball hoch“ und von 20 Spielern 12 die Hände nehmen, 5 es mit dem Fuß versuchen, es aber nicht schaffen, ja dann ist es an der Zeit dem Jugendtrainer zu danken – und dann muss wirklich alles über den Kampf gehen!