„Wir haben hier sonst mindestens 12 Co-Trainer!“

Nach einer wahren Begebenheit vom 11. Juli 2021.
Am vergangenen Wochenende klapperte ich zahlreiche Plätze ab, um für luenesport.de Fotos zu schießen. Interessant: Nicht nur auf dem Feld wurde alles gegeben, auch an der Linie oder hinter der Barriere wurden alle Register gezogen, damit das eigene Team gewinnt. Und (fast) auf jedem Platz gab es eine ganz besondere Spezies zu beobachten: den geheimen Co-Trainer! Ein Typ, der mit allen Wassern gewaschen ist, 500 Spiele für den Klub gemacht hat, alle Tricks kennt, die letzten Fußballweisheiten kurz & knackig als Befehl über den Platz schreit, der jede gute Aktion motivierend kommentiert, der nicht mit Kritik spart, oft den Kopf schüttelt, abwinkt, klatscht, jubelt und flucht – und eigentlich ein ganz normaler Zuschauer ist! Und wenn es gar nicht nach seinen Wünschen läuft, dann läuft der ehemalige Fußballheld und Ex-Jugendtrainer des Vereins in der Pause über den ganzen Platz, um den Trainer heiße Tipps zu geben. Und da es über 30 Grad sind, ist er auch schon leicht durchgeschwitzt – klar, denn er stand ja nicht still an seinem Platz, er lief von der Mittellinie gefühlt immer mit auf und ab, um dem linken Verteidiger wertvolle Tipps zu geben: „Stellen, nur stellen!“, „Langes Ding, ja super, weiter so!“, „Geh doch mal richtig hin zum Ball!“, „Warum nimmst du nicht den linken Fuß?“, „Schiri, pfeifen, war klar abseits!“ – so schallt es 45 Minuten über den Platz. Und wenn er sich dann noch umdreht, die anderen Zuschauer und das Zauberwort aller Zauberwörter nutzt „Früher, da…“, dann ist der Fußballnachmittag perfekt.
Der linke Abwehrmann schnauft in der Pause auch ganz tief durch, deutlich höre ich seine Worte, die er zum echten Trainer sagt: „Gott sei Dank kann ich jetzt auf die andere Seite, Jürgen geht mir heute wieder richtig auf die Nerven!“
Ich drehe mich um, frage mit einem Schmunzeln im Gesicht den Obmann des Vereins: „Sag mal, ich wusste gar nicht, dass der Jürgen hier Trainer oder Co-Trainer ist.“ Coole Antwort. „Wenn es nur der Jürgen wäre. Heute ist ja nur ein Testspiel, bei einem Punktspiel haben wir hier mindestens 12 außerordentliche Co-Trainer..."
Ach ja, der linke Abwehrmann hatte doch nicht wirklich Glück, denn Jürgen sah seine Mission noch nicht als beendet an. Mit ernster Miene sagte er zum Obmann: „Ich gehe mal auf die andere Seite, unser linker Abwehrspieler wirkt heute unsicher, dem muss ich wohl ein wenig unter die Arme greifen!“
Ja, manchmal ist es schön, wenn die eigene Spielerzeit abgelaufen ist…